Meditation – Lieben, was ist das denn?
In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.
Mt 22, 34-40
Meditation
Quelle: Joachim H. Böttcher / pixelio.de
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“
Lieben, was ist das denn? Und noch mehr, wie kann das gehen? Was meint der Meister des Gesetzes und der Propheten, also der ganzen Menschheitsgeschichte? Gott lieben mit Herz, Seele und Verstand? Liebe ich Gott? Kann ich das? Will ich es? Wie sieht das aus? Wer weiß es von uns?
Jesus kennt seinen Vater. Niemand kommt zu ihm außer durch ihn. Das sagt er. Er hat den Heiligen Geist gesandt, den Beistand. Jesus glauben wir als den Sohn Gottes, der den Tod und alles Nichtlieben überwunden hat in seiner Auferstehung. Ihn hat Gott ins Leben aus allem Toten auferweckt. Das ist seine Antwort auf die Frage, was das Wichtigste im Leben ist: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“ Aber das ist noch nicht die ganze Wahrheit: „Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Beide Sätze stehen so wörtlich im Ersten Testament, der Heiligen Schrift der Juden, die auch den Christen ‚Wort des lebendigen Gottes‘ ist.
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das ‚sollen‘ darf man im Deutschen auch als werden oder können, imstande sein lesen. Weil Gott auch in mir Mensch geworden ist. Du, Mensch, bist imstande, deinen Nächsten zu lieben. Du musst ihn nicht bekriegen, beseitigen, dich vor ihm ängstigen.
Das ist unsere Begabung: lieben. Was kann lieben alles sein? Das Ja Gottes zu mir und diesem Leben in unserer Welt mit allem, was wir erleben, erleiden, erfahren, erkennen, ersehnen. Und mein Ja zu seiner Wahrheit in aller geschenkten Freiheit.
Das Ja zu mir selbst in allem, was mich konkret berührt und durchdringt, was ich fühle, denke, tue, was mir weh oder auch gut tut, was mich freut und ich mir wünsche. Das Ja zu meiner ganzen Wahrheit.
Das Ja zu meiner/meinem Nächsten. Ohne mich zu distanzieren, weil ich Angst haben muss, Konkurrenz empfinde, neidisch werde, sie oder ihn für meine Zwecke missbrauche. Das Ja zu ihr und ihm, die beide in gleicher Größe Tochter und Sohn Gottes sind, wie ich es bin.
Das JA ist lieben. Weil wir geliebt sind von Gott.
Otmar Maas
Pastoralreferent in der Seelsorgeeinheit Gundelfingen-Zähringen
Bildnachweis
Ja!: Joachim H. Böttcher, pixelio.de
Wiki com.