Stahlbauwerk wird an diesem und nächsten Wochenende „geleichtert“ und zurück-gebaut – Immenser logistischer und technischer Aufwand.

Bildunterschrift: Die Neckarbrücke aus Stahl wird im Zuge des A6-Ausbaus demontiert. Mit Spezialtechnik werden die vier Teile auf Pontons abgelassen und zum Hafen ausgeschifft. Foto: ViA6West/Endres
Bildunterschrift: Die Neckarbrücke aus Stahl wird im Zuge des A6-Ausbaus demontiert. Mit Spezialtechnik werden die vier Teile auf Pontons abgelassen und zum Hafen ausgeschifft. Foto: ViA6West/Endres

Neckarsulm/Heilbronn. Mehr als zweieinhalb Jahre Planung liegen hinter dem Brü-ckenabbruch. Jetzt muss es sich zeigen, ob auch alles so funktioniert: Die alte Neckarbrücke, die den Neckar und den Neckarkanal auf einer Länge von rund 230 Meter bei Neckarsulm seit 1968 überspannt, wird im Zuge des A6-Ausbaus durch die Bauarbeitsgemeinschaft (BauArge) Hochtief und Johann Bunte abgebrochen.
Hierzu hat sich das Baukonsortium mit dem mittelständischen Unternehmen Max Wild (Berkheim) eine Spezialfirma mit ins Boot geholt, damit der immense technische und logistische Aufwand auch klappt: Ab Freitag, 17. Mai, werden die zuvor heraus-getrennten Fahrbahnen der alten Neckarbrücke der Autobahn A6 „geleichtert“. Das heißt, sie werden an diesem (17./18. Mai) und dem nächsten Wochenende (24./25. Mai) in einem Spezialverfahren demontiert und mit extra aus Holland ange-mieteten Pontons auf dem Neckar abtransportiert.
Und die vier Brückenteile haben es in sich: Allein schon die Länge mit 120 Meter, ei-ner Breite von 16 Metern und einer Höhe von 4,50 Meter sind sie laut Bauleiter Stefan
Scholz von der Firma Wild eine Herausforderung. „Hinzu kommt das riesige Gewicht
von bis zu 700 Tonnen je Teil “, erklärt der Abbruchspezialist.
Auch gibt es bei dem Ablassen auf die schwimmenden Pontons eine technische
Besonderheit: Die Brückenteile werden nicht etwa per Kran abgelassen, sondern
über so genannte Litzentechnik. Das sind hydraulische Apparate, die bis zu 31 Stahlseile
ganz fest packen und daran die tonnenschwere Last Zentimeter genau auf die
schwimmenden Kähne auf den Neckar ablassen. Acht Litzenheber sind dafür erforderlich,
die halten die jetzt ausgediente Neckarbrücke an 248 Stahlseilen. Ein Kran
würde bei diesem Gewicht schon an die Belastungsgrenze kommen. Außerdem
gibt es keinen geeigneten Platz, um einen Kran zwischen Neckar und Wehrkanal
aufzustellen.
Bis zu drei Stunden dauert das Ablassen um rund 14 Meter, wobei hier absolute
Maßarbeit erforderlich ist. Rechts und links von den 120 Meter langen Brückenteilen
gibt es nur einen kleinen Spalt von rund zehn Zentimetern, das kommt vom Heraustrennen.
Das birgt auch die Gefahr, dass das massive Stahlteil seitlich schwingt
und verkantet.
Und die spektakuläre Aktion könnte laut Bauleiter Scholz noch ins Wanken geraten,
sollten die Rahmenbedingungen an den vier Terminen nicht stimmen. Die Brückenteile
müssen genau auf den Ponton platziert werden. Bei Wind oder heftigem Wellengang
auf dem Neckar muss alles abgeblasen werden – aus Sicherheitsgründen.
Vor und hinter den Kulissen der Ablassaktion sind rund 30 Spezialisten tätig, damit alles
wie geplant und natürlich wie am Schnürchen klappt.
Denn nach dem Absenken der alten Neckarbrücke ist es bei einem der größten
Brückenabbrüche in Deutschland noch nicht geschafft. Nach dem Ausschiffen
kommen die überdimensionalen Stahlteile zum Containerhafen in Heilbronn. Hier
werden sie auf Gießereimaß mit Schneidbrennern gekürzt – das sind zwischen sechs
und zwölf Meter. Dann wird die Neckarbrücke im Hochofen eingeschmolzen.
Nach dem 25. Mai – dann soll die alte Neckarbrücke Geschichte sein – beginnen
die Arbeiten für den konventionellen Abbruch der Vorlandbrücke. Dabei sind dann
Baggerscheren und -meißel im Großeinsatz, um die mehr als 128.000 Kubikmeter
Brücke zu pulverisieren.

 

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