DIRK MÜLLER schreibt ein neues BUCH: Mister DAX, Fondsmanager, Buchautor, Börsenmakler – Frankfurter Wertpapierbörse
„Das letzte Mal war es 2012, dass ich ein Buch veröffentlicht habe. Der Verlag hat zwar gesagt: „Mensch wir hätten gern wieder ein neues Buch“, aber ich schreibe kein Buch, wenn ich nichts zusagen habe. Inzwischen hat sich so vieles verändert und wir sind in einer so spannenden Situation, dass ich glaube, es wird wieder Zeit, etwas zusammenfassen. Mehr Details im Video.“
Dirk Müller (* 25. Oktober 1968 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Börsenmakler, Fondsmanager und Buchautor. Er wurde international als „Mister DAX“ und „Dirk of the DAX“ bekannt, weil sein Arbeitsplatz auf dem Parkett der Frankfurter Wertpapierbörse unter der DAX-Kurstafel lag und Journalisten dies nutzten, um seinen Gesichtsausdruck zusammen mit dem Kursverlauf des Index als Symbol des aktuellen Börsengeschehens darzustellen. Von Kritikern wird ihm aufgrund seiner Thesen zum Wirtschafts- und Währungssystem vielfach die Verbreitung von Verschwörungstheorien vorgeworfen.
Müller stammt aus Reilingen (Rhein-Neckar-Kreis), wo er auch heute noch lebt. Nach seinem Abitur am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium Hockenheim begann er eine Ausbildung zum Bankkaufmann/Finanzassistenten bei der Deutschen Bank in Mannheim.
1993 absolvierte er die Börsenhändlerprüfung und arbeitete von 1993 bis 1997 als Makler bei Finacor-Rabe&Partner, von 1997 bis 1998 bei Cantor Fitzgerald International und von 1998 bis 2008 als amtlich vereidigter Börsenmakler in der Frankfurter Wertpapierbörse für die ICF Systems AG.
Sein Arbeitsplatz an der Frankfurter Börse befand sich unterhalb der DAX-Kurstafel am Eingang der Handelsschranke, d.h. am Eingang zu den Tischen, an denen die Skontroführer saßen.
Am 11. März 1999 reagierte die Börse positiv auf Oskar Lafontaines Rücktritt als Bundesfinanzminister. Den darauf folgenden Kursanstieg dokumentierten die Zeitungen erstmals mit Dirk Müllers Konterfei. Ab diesem Zeitpunkt wurde er wiederholt fotografiert, um den DAX-Stand zu personifizieren.
Obwohl der Parketthandel im Jahre 2008 aufgrund der elektronischen Handelsplattform Xetra gemeinhin als tot angesehen wird, arbeitete Müller weiterhin in der Börse. Als Skontroführer legt er dabei die Kurse fest, zu denen gekauft und verkauft wird. Dabei sieht er das Tempo und die Anonymität des elektronischen Handels skeptisch.
2008 wechselte Müller zur mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG, wo er bis 2010 tätig war und seitdem die Möglichkeit hat, neben seinem Tagesgeschäft freiberuflich tätig zu sein.
Er ist seit 2009 Inhaber und Geschäftsführer der Gesellschaft Finanzethos GmbH, die die Website cashkurs.com betreibt und Börsenbriefe verlegt.
2009 erschien sein erstes Buch Crashkurs, das er anlässlich der 2007 begonnenen Finanzkrise schrieb. Das Buch verkaufte sich erfolgreich und verhalf ihm damit zu größerer Bekanntheit.
2011 erschien sein zweites Buch Cashkurs, das bereits kurz nach Erscheinen Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste erreichte.
In einer Ausschusssitzung des Deutschen Bundestages am 27. Juni 2011 zum Thema Spekulation mit agrarischen Rohstoffen verhindern war er als Vertreter der Finanzethos GmbH einer von acht eingeladenen Sachverständigen. Ebenso war Müller am 16. Januar 2013 stellvertretend für die Finanzethos GmbH einer der geladenen Sachverständigen zum Thema Hochfrequenzhandel in einer öffentlichen Anhörung des Finanzausschusses des Deutschen Bundestags. Am 28. April 2013 war er Gast in der Polit-Talkshow Absolute Mehrheit.
Im Dezember 2013 stimmte der Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Reilingen zu, das Schlossmühlenareal an Müller zu verpachten, der ein Museum und Ferienwohnungen plant. Auf dem Gelände stand früher die Burg Wersau.
Müller ist verheiratet und hat einen Sohn.
Aktienfonds
Am 17. April 2015 wurde der Aktienfonds Dirk Müller Premium Aktien (ISIN DE000A111ZF1) aufgelegt.
Innerhalb des ersten Jahres verbuchte der Fonds einen Verlust von 7 Prozent, lag aber deutlich über der Kursentwicklung des DAX (minus 16 Prozent). Im September 2016 geriet Müller wegen der Entwicklung seines Fonds in öffentliche Kritik.[20] Zwei Jahre nach Auflage des Fonds haben die Fondsanteile über zehn Prozent an Wert verloren, obwohl die Märkte im gleichen Zeitraum zulegten.[21] Der Fonds verfügte im Juli 2017 über etwa 70 Millionen Euro Kapital, das zur Hälfte in den Sektoren Technologie und Gesundheit investiert wurde. Im Jahresvergleich platzierte sich der Fonds auf einem der letzten Plätze unter allen international anlegenden Aktienfonds.[22]
Positionen
Müller kritisiert die Rolle der Rating-Agenturen und sieht seit 2010 einen konzertierten Angriff auf den Euro, ausgehend von der amerikanischen Regierung und/oder der Wall Street, die die Ratingagenturen instrumentalisierten, um eigene politische und finanzielle Interessen zu verfolgen.
Anlässlich der Eurokrise vertritt er die Meinung, dass das gegenwärtige Finanzsystem „am Ende“ sei und alle Jahre „neu gestartet“ werden müsse. Dies wird von Müller selbst als ‚Reset‘ beschrieben.
In einem Artikel für die als rechtspopulistisch verortete Zeitschrift Compact behauptete Müller 2011, die Wallstreet fahre mit dem Ziel dieses Reset seit Jahren massive gesteuerte Angriffe gegen Europa und prognostizierte einen Krieg im Iran als logischen nächsten Schritt, den „wir 2012 aller Wahrscheinlichkeit nach auch erleben“.
Er glaubt des Weiteren nicht, dass der Euro allen Deutschen nütze und die europäische Einigung begünstige. Seiner Meinung nach sei die Euro-Einführung zu früh gekommen und ein „kardinaler Fehler“ gewesen. Für Deutschland sei nicht nur eine DM, sondern auch ein „Kerneuro“ vorstellbar.
Eine Umschuldung Griechenlands und der letztendliche Ausstieg aus dem Euro für das Land seien unausweichlich. Müller kritisiert dabei die angebliche Inkompetenz der Politik. So äußerte er: „Die meisten [Politiker] haben überhaupt keine Ahnung, was passiert“, und „Unsere führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erkennen eine Rezession noch nicht einmal dann, wenn sie bereits seit einem halben Jahr tobt“.
Das Grundproblem von solchen Krisen liegt nach Müllers Meinung am Zinseszins und in der Geldschöpfung durch private Banken als Schuldgeld. Er schlägt eine komplette Neustrukturierung des gegenwärtigen Währungssystems durch ein Vollgeldsystem vor. Andere Verbesserungen bzw. Alternativen sieht er im Trennbankensystem, im Regiogeld (Chiemgauer) und in der steuerlichen Bevorzugung von Arbeitsentgelt und Risikokapital.
An der Politik bemängelt er, dass sie sich nicht nach dem Inhalt, sondern nach der Parteiräson ausrichte. Er empfiehlt eine „neue Form der Demokratie, eine die nicht an Parteien gebunden, sondern dezentral organisiert ist.“
Sein Interesse an der Politik rühre aus der Divergenz zwischen Nachrichten und seiner persönlichen Wahrnehmung her. Er mahnt zum Beispiel an, dass seitens der europäischen Politik tatenlos zugeschaut würde, wie sich US-amerikanische und russische Konzerne mit Unterstützung ihrer Regierungen die Bodenschätze Zyperns und Griechenlands – „ein neuer Persischer Golf“– sicherten.
Bezüglich der Krise in der Ukraine 2014 bezog er Position für die Politik des russischen Präsidenten Putin und übte Kritik an der Politik der USA und der EU gegenüber Russland. Julian Staib warf ihm in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in diesem Zusammenhang „Lust an einfachen Deutungen“ und die „Rechtfertigung der Annexion der Krim“ vor.
Beim Aufkommen des VW-Abgasskandals schrieb Müller: „Ist es nicht ein bemerkenswerter Zufall, dass dieses Thema just an jenem Tag in den USA hochkommt, an dem VW dort seinen lang erwarteten neuen Passat vorstellt?“
Für den Kommunikationswissenschaftler Tobias Jaecker bediente Müller damit das falsche und die eigentlichen Probleme verdeckende Weltbild, dass „hinter dem entfesselten Kapitalismus, der Auflösung gesellschaftlicher Strukturen und anderen ungeliebten Begleiterscheinungen der Moderne Amerika steckt und ‚wir‘ in Deutschland nur die Opfer sind“.
Veröffentlichungen
Printmedien
- Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen. Droemer, München 2009, ISBN 978-3-426-27506-1.
- Cashkurs. So machen Sie das Beste aus Ihrem Geld: Aktien, Versicherungen, Immobilien. Droemer, München 2011, ISBN 978-3-426-27534-4.
- Showdown: Der Kampf um Europa und unser Geld. Droemer, München 2013, ISBN 978-3-426-27605-1.
Audiomedien
- Crashkurs. Der Audio Verlag (DAV), Berlin, 2009, ISBN 978-3-89813-855-0. (Autorenlesung, 3 CDs, 229 Min.)
- Crashkurs. Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen (aktualisierte Ausgabe). Droemer, München 2010, ISBN 978-3-426-41108-7.
- Cashkurs: So machen Sie das Beste aus Ihrem Geld. 2. Auflage. audio media, München 2012, ISBN 978-3-86804-182-8 (Hördauer ca. 320 Min.).
Rezensionen zu Müllers Publikationen
Crashkurs
Das Handelsblatt schrieb anlässlich Müllers ersten Buches Crashkurs: „Seine Aussagen sind deutlich, gehen allerdings nicht allzu weit ins Detail. Aber Müller hat einen großen Vorteil: Auch Börsenlaien verstehen, was er sagen will“. Streitbar seien „auch so manche Verschwörungstheorien. Die Rolle der US-Börsenaufsicht SEC, die Abhängigkeiten der Ratingagenturen und eine ,Machthydra‘. Manches davon scheint nachvollziehbar, anderes weit hergeholt und vieles wird nur gestreift anstatt näher belegt“.
Showdown
Für Spiegel-Online „strotzt“ sein drittes Buch Showdown „nur so vor abenteuerlichen Verschwörungstheorien“. So sei „die Krise in Griechenland […] womöglich bewusst durch die USA ausgelöst worden.
Die Amerikaner wollten das Land vom Rest der EU abspalten und sich die angeblich riesigen Öl- und Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer sichern. Ach ja, und außerdem wollten sie die Euro-Zone destabilisieren, um den Aufstieg des Euro zur weltweiten Leitwährung zu verhindern.“ Müller mache „aus fast jedem Konjunktiv eine Tatsachenbehauptung.“
Laut Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung könne man Müllers „so erschütternde wie unbewiesene Erkenntnisse“ im Buch Showdown folgendermaßen zusammenfassen: „Die Amerikaner haben mit willfährigen Marionetten und Geheimagenten die Euro-Krise in Griechenland ausgelöst, um sich unbewiesene griechische Energiereserven zu sichern, die sie nicht brauchen. […]
Die Verschwörungstheorien, die der ehemalige Börsenmakler dafür in sein Buch einbaut, sind nicht neu, aber nie nebeneinander aufgeschrieben worden: vielleicht weil sie sich widersprechen und in sich nicht konsistent sind.“ Die Rezension zum Buch zieht das Fazit: „Erschütternd ist, wie ein Mann mit so undurchdachten Thesen in die Bestsellerlisten rücken kann.