Mit Diskussionen über Gesundheit und Pflege Vertrauen zurückgewinnen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war in Waghäusel zu Gast
Waghäusel (js). Die Bundesregierung hat im Gesundheitssystem einiges bewegt und auch in der Pflege wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht. Das erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei der CDU Waghäusel. Dennoch bleibt noch vieles zu tun, wie bei der Veranstaltung unter dem Titel „Ärzteversorgung und die Situation der Pflege in Waghäusel“ deutlich wurde.
Über 130 Bürger waren ins Vereinsheim des Gesangverein Frohsinn in Kirrlach gekommen, um den Bundesgesundheitsminister zu hören und mit ihm zu diskutieren. Unter ihnen waren auch zahlreiche Ärzte, Apotheker, Pflegepersonal und Kommunalpolitiker aus umliegenden Gemeinden. Auch Waghäusels Bürgermeister Thomas Deuschle und Bundestagsabgeordneter Olav Gutting waren gekommen.
„Besonders in ländlichen Gebieten ist der Ärztemangel spürbar. Auch in Waghäusel gibt es zu wenig Hausärzte. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass unsere Gesellschaft immer älter wird, es immer mehr chronisch kranke Menschen gibt und in Baden-Württemberg 1300 der niedergelassenen Hausärzte älter als 65 Jahre sind, wird klar, welche Bedeutung das Thema für uns alle hat“, erklärte die CDU-Vorsitzende Ursel Scheurer bei ihrer Begrüßung.
In seinem Impulsreferat wies der Bundesgesundheitsminister zunächst darauf hin, „dass wir in Deutschland eines der besten Gesundheitssystem der Welt haben“. In der Tat gebe es aber viel zu tun, vor allem auch, weil Deutschland die zweitälteste Bevölkerung der Welt hat.
Dem Minister geht es seinen Gesprächen auch darum, verloren gegangenes Vertrauen in die Politik wieder zurück zu gewinnen. Minister Spahn erklärte, dass es sich lohne notwendige Debatten wie etwa die Nein-Option für Organspenden oder die Impfpflicht zu führen, wichtig sei dabei Respekt vor der anderen Meinung und Fairness in der Debatte. So sei ihm beispielsweise klar, dass mit einer Impfpflicht in Persönlichkeitsrechte eingegriffen werde. Andererseits könnten Kinder unter einem Jahr nicht gegen Masern geimpft werden und seien dadurch potenziell gefährdet, weil Nicht-Geimpfte die Krankheit weiterverbreiten. Auch der demografische Wandel mit schon jetzt rund 3,4 Millionen Pflegebedürftigen und zwei Millionen Demenzkranken sei eine gewaltige Aufgabe.
Nach seinem Vortrag hatten die Besucher Gelegenheit ihre Fragen zu stellen. Ein wichtiges Thema in der lebhaften Diskussion war die ärztliche Versorgung, vor allem in ländlichen Gebieten.
„Ich weiß, dass Gelder und Stellen nicht ausreichen und wir mehr tun müssten, aber wir müssen irgendwo anfangen“, so der Minister. Er wolle Schritt für Schritt die Fehler der letzten Jahre ausgleichen und auch bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen schneller vorangehen.
Themen wie Online-Apotheken oder Rabattierung beschäftigen in erster Linie die anwesenden Apotheker. Beim Thema Pflege standen Fragen zur Einzelzimmerregelung, steigenden Heimkosten oder die Tagespflege im Mittelpunkt. Die anwesenden Ärzte sahen sich durch die Budgetierung, Stundenvorgaben und Bürokratie eingeschränkt und sahen darin auch Gründe für die geringe Attraktivität der Übernahme eine Praxis in ländlichen Gebieten. Ebenfalls anwesende Auszubildende im Pflegebereich sprachen sich vehement gegen die gemeinsame Ausbildung von Kranken- und Altenpflegern aus und befürchteten Nachteile.
Jens Spahn beantwortete sachlich aber engagiert viele Fragen, erläuterte Zusammenhänge oder zeigte mögliche Lösungen auf. Allein aus Zeitgründen konnten nicht alle Fragen beantwortet werde und nicht jede Antwort stieß auf Zustimmung der Fragesteller. Seiner eigenen Aussage wurde der Minister aber gerecht: „Gute Entscheidungen kann man nur treffen, wenn man mit Betroffenen vor Ort spricht“.
Jürgen Scheurer