Nahversorgung mit Medikamenten muss auch im ländlichen Raum erhalten bleiben
Olav Gutting MdB: Eine bessere finanzielle Anerkennung für die Arbeit in der Apotheke ist überfällig
Bruchsal/Schwetzingen. Die Apotheken streiken, um auf überbordende Bürokratie und Medikamentenmangel aufmerksam zu machen. Für die Misere machen sie auch die Politik mit verantwortlich.
Der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen sieht Handlungsbedarf im Sinne von Patienten und Apotheken.
Die Gründe, aus denen sich die Apotheken genötigt sehen, den Protest auszurufen, sind vielschichtig. Generell geht es Apothekerinnen und Apotheker bei dem Streik darum, ihre Forderungen nach mehr Geld und mehr Flexibilität zu untermauern. Aus Sicht der Betroffenen haben Lieferengpässe, Personalnot, ausufernde Bürokratie und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung 2022 zum größten Apothekensterben in Deutschland seit Bestehen der Bundesrepublik geführt.
„Ich teile diese Sichtweise, das tun aber nicht alle Politikerinnen und Politiker in Berlin; vielfach ist noch immer eine Neiddebatte zu verspüren, ob der hohen Einkünfte der Apothekerinnen und Apotheker. Wir setzen uns dafür ein, dass dem Apothekensterben ein Ende gesetzt wird und die Nahversorgung mit Medikamenten auch im ländlichen Raum erhalten bleibt. Dafür müssen Herr Lauterbach und die Ampel endlich liefern.“
Das Honorar der Apotheken besteht zu einem wesentlichen Anteil aus einem Festbetrag, der seit vielen Jahren nicht mehr angepasst worden ist. Ohne eine Erhöhung können Apotheken die laufenden Kosten kaum noch abdecken, so . Anders als bestimmte Arztpraxen und Krankenhäuser haben Apotheken für Sonderleistungen keine Extra-Zahlungen erhalten; dies muss geändert werden.
„Eine bessere finanzielle Anerkennung für die Arbeit in der Apotheke ist notwendig und überfällig. Apotheker und Apothekerinnen brauchen viel Fachwissen, teure IT und gut ausgebildetes Personal, um die Menschen zu beraten und adäquat zu versorgen. Darüber hinaus benötigen vor allem kleinere Apotheken größere Entscheidungsfreiheiten, damit gefährliche Therapieverzögerungen nicht auftreten und eine schnelle Versorgung der Patientinnen und Patienten gewährleistet bleibt“, erklärt Olav Gutting.
Nach Auffassung von Olav Gutting braucht es trotz Online-Apotheken weiterhin genügend leistungsfähige Apotheken vor Ort, so wie es auch Ärztinnen und Ärzte im Nahbereich geben muss. „In einer virtuellen Sprechstunde können auch nicht alle Untersuchungen und Therapien erfolgen. Wichtig wäre, dass Ärztinnen und Ärzte und Apotheken als Leistungserbringer in der Regelversorgung bundesweit und für Versicherte aller Krankenkassen ein gemeinsames Medikationsmanagement anbieten können“, so Gutting.
Gutting erklärte, es sei zu Zeiten gespart worden, in denen Medikamente im Überfluss vorhanden und auch Produktionen in Europa stattgefunden haben. Mit dem Abflauen der Corona-Pandemie war zu erkennen, dass der Bedarf z.B. an Kinderfiebersäften steigen würde, jedoch verkaufen die verbliebenen Produzenten an meistbietende Einkäufer.
„Die Präparate müssen übergangsweise teurer eingekauft und den Apotheken für den zusätzlichen Aufwand bei der Bewältigung von Lieferengpässen ein angemessener Ausgleich („Engpass-Ausgleich“) bezahlt werden. Auch muss die Produktion von Medikamenten in Europa wieder angekurbelt werden. Ich habe aber das Gefühl, dass sich der Gesundheitsminister mehr mit der geplanten Freigabe von Cannabis beschäftigt als mit den Sorgen der Eltern, die für Ihre Kinder wegen einer Flasche Fiebersaft von Pontius nach Pilatus laufen müssen“, erklärt Olav Gutting.